Der äußere Schein und das innere Sein.
Durch die Materialien Glas, Holz und im speziellen Fenster bieten Dorothee Himpeles Arbeiten einen auf den ersten Blick einfachen Einblick respektive Ausblick. Dieser wird jedoch getrübt durch Staub, Dreck oder Farbschlieren. Darunter oder dahinter verbirgt sich eine komplexe Welt, die eher mit dem Gefühl als mit dem Verstand zu erfassen ist. Man muss sich darauf einlassen und seine eigenen innere Welten damit in Bezug setzten, sonst scheitert der Zugang zu den Werken.
Die scheinbare Leichtigkeit der Installationen von Dorothee Himpele wird gebrochen durch den Kontrast zu Benutztem und Abgelegtem - unter der scheinbar transparenten Oberfläche schlummert ein dunkles Leben. Diese zweite Welt ist jedoch gefangen beziehungsweise verborgen und bricht selten aus den zugewiesenen Räumen, die eng und unwirtlich sind, aus. Allein der Betrachter schaut hinein und fragt sich, ob auch ein Blick heraus stattfindet. So entsteht ein Bezug zu seinen eigenen inneren Welten und dem Gefangensein darin sowie der Mehrschichtigkeit des eigenen Ichs.
Auch in ihren Video-Installationen zeigt sich dieser Kontrast: die Rebellion gegen die glatte Oberfläche und der Blick in eine innere Welt. Oft stehen tanzende Elemente, ob nun Objekte oder Personen, vor Unbewegtem, Festgefahrenem. Hier kommt ein Gesellschaftlicher Aspekt ins Spiel: Die Entfremdung vom Wesentlichen – dem Individuum und damit dem Menschlichen.
Die innere Sicht der Welt erfährt man ebenso in ihren Fotografien. Kurze Blicke, scheinbar im Vorübergehen oder im Traum erhascht, zeigen eine vorgeblich absurde und belanglose Welt, die aber voller verborgener Erkenntnisse steckt. Manchmal lässt sich ein Hauch von Ironie in den Fotografien entdecken, doch oft bleibt das Lachen im Hals stecken.
Die Fotografien von Dorothee Himpeles sind inszeniert – sind also nicht ein Abbild einer erlebten Realität sondern, wie auch ihre Installationen und Videos, Annäherungen an eine innere Welt.
Wenn gelegentlich liebliche Elemente wie Papierblumen, Zweige oder Apfelblüten von Dorothee Himpele verwendet werden, dann stehen diese im Kontrast zu Schroffem, Harten und Abweisendem wie Beton, Glas, kaltem Licht oder leeren Räumen. Was auf den ersten Blick leicht, einladend oder entspannend wirkt wird gestört bzw. gehindert durch diese Härte und stellt daher eher Metaphern der Sehnsucht denn der Erfüllung dar.
Ein gemachtes Nest bietet Dorothee Himpele mit ihren Werken dem Betrachter nicht – dafür entschädigt sie, sofern man den Mut zur Selbstreflektion hat, mit tiefen Einblicken, die auf den ersten Blick nicht offenbar sind.